Hufe

Wozu überhaupt Huforthopädie?

Was bedeutet eigentlich 'Huforthopädie'? Bei den meisten kommt alle 6 Wochen der Hufschmied, die Eisen werden gewechselt und damit hat sich das Thema Hufe dann wieder erstmal erledigt. Viele wissen überhaupt nicht, dass es auf diesem Gebiet noch weitere Möglichkeiten gibt. Die Hufeisen haben sich bewährt, warum sollte man daran etwas ändern? Doch diese bergen oft versteckte Risiken und man sollte über neue Alternativen nachdenken.

Die sachgerechte Zubereitung des Barhufes bedeutet, dem Huf keine Form aufzuzwingen, sondern ihn so zuzurichten, daß sich das Pferd die optimale Form von selbst anläuft - " Werden lassen ". Das Prinzip, welches hierbei angewandt wird, ist in erster Linie die Steuerung des Hornabriebes.
Pferde laufen sich ihre Hufe in der Regel ungleichmäßig ab. Unterbleibt eine Korrektur dieses einseitigen Hornabriebes, der je nach individueller Konstitution, Umgebungsbedingungen etc. an den Innen- oder Außenwänden, im Zehen- oder Trachtenbereich eines Hufes stattfinden kann, so verlagert sich die Lastaufnahme auf eine Hufhälfte und/oder in den Zehen- oder Fersenbereich des Hufes. Sichtbar wird die ungleichmäßige Belastung der Gliedmaße im ersten Fall in einem asymmetrischen Huf mit unterschiedlich schrägen (langen, später auch hohen) Seitenwänden und von unten gesehen unterschiedlich breiten Hufhälften, mit einem ebenfalls asymmetrischen Strahlhorn. Im Falle von Zehenlastigkeit finden wir enge, steile zum Zwang neigende Hufe, im Falle von Fersenlastigkeit eine zu spitze Winkelung der Hufe mit gebrochener Fessel-Zehen-Achse und Neigung zu untergeschobenen Trachten. Die Asymmetrie des Hornschuhs zieht in der Folge eine asymmetrische Entwicklung der Knochen nach sich.
Der Huforthopäde verhindert eine solche Entwicklung , indem er durch angepaßtes Beraspeln für einen gleichmäßigen Abrieb sorgt. Sofern sich bereits eine ungleichmäßige Belastungssituation der Gliedmaße eingestellt hat, ermöglicht der Huforthopäde dem Pferd durch seine Korrektur, sich aus dieser, seine Gesundheit schädigenden Belastungssituation heraus zu laufen. Prinzip ist hier die Forcierung des Hornabriebes in den weniger belasteten Bereichen, so daß das Pferd durch sein Laufen die Balance selbst wieder herstellen kann.
Das übliche Verfahren, schiefgelaufene Hufe durch Kürzen von unten wieder gleichmäßig zu machen, ist aus huforthopädischer Sicht nicht geeignet, die Gesundheit des Pferdes zu erhalten. Die mit dieser Art der Bearbeitung verbundene direkte mechanische Stellungsveränderung der Gliedmaße setzt die Scharniergelenke und desgleichen die Bänder und Sehnen großen Belastungsproben aus. Abgesehen von der Gefahr spontaner Verletzung führt dies zu degenerativen Schäden, wie zur Verknöcherung der Hufknorpel, Schale, Spat, um nur einige zu nennen. Im Unterschied zu den herkömmlichen Weisen der Hufbearbeitung, bei denen der Tragrand einseitig von unten gekürzt wird, wird durch die Bearbeitung des Huforthopäden der Huf nicht "anders gestellt". Der Gliedmaße des Pferdes werden keine abrupten Belastungsänderungen zugemutet; die oben beschriebenen schädlichen Auswirkungen werden dem Pferd erspart. (Quelle: DHG)
Das langfristige Ziel der Huforthopädie ist es, nicht nur kranke Hufe zu heilen, sondern gesunde Hufe gesund zu erhalten.

Argumente gegen den Eisenbeschlag

Durch das Beschlagen mit Hufeisen wird die Hornkapsel in ihrer Elastizität stark behindert. Ein "Anschmiegen" an den Boden, wie es dem Barhuf möglich ist, wird durch das starre Material gänzlich verhindert. Damit sind die Gelenke des Pferdebeines den Bodenunebenheiten quasi "schutzlos" ausgeliefert. Ohne die elastische Beweglichkeit des Barhufes schlägt jedes nicht-plane-Auffußen ungehindert auf die Scharniergelenke durch.
Durch das Beschlagen mit Hufeisen wird die Blutversorgung im Huf geschwächt. Die für eine optimale Blutzirkulation notwendige Verformung der Hornkapsel erfolgt nur noch sehr eingeschränkt. Dies betrifft weniger das Aufweiten im Trachtenbereich, was beim korrekt genagelten Eisen immerhin noch eingeschränkt möglich ist, sondern vor allem das Verwinden der Hornkapsel in der Vertikale, wie es beim oben beschriebenen "Anschmiegen" an den Boden erfolgt und unter dem Eisen unmöglich ist.
Durch das Beschlagen mit Hufeisen wird das Pferd seines Tastsinnes beraubt. Ein Barhuf-Pferd geht verantwortlich, sprich pfleglich mit seinen Beinen um. Es fühlt den Boden und paßt seinen Gang an, so erhält es sich seine Funktionsfähigkeit. Per Eisen wird die "Fühligkeit" ausgeschaltet, die Hufe werden desensibilisiert. Dies "verführt" das Pferd zu einem wahrlich rücksichtslosen Umgang mit seinen Beinen. Komisch ist: Manch ein Reiter empfindet mehr Mitleid mit einem fühlig über Steine gehenden und sich seinen Weg suchenden Pferd, als mit einem Pferd, welches ohne Zögern über eben diese drüber marschiert und sich dabei über kurz oder lang die Beine ruiniert.
Durch das Beschlagen mit Hufeisen werden Stellungsfehler provoziert. Bspw. führt der Eisenbeschlag durch den überproportionalen Hornabrieb im Trachtenbereich leicht zu einer zu flachen Stellung und damit zu einer gebrochenen Huf-Fesselachse.
Durch das Beschlagen mit Hufeisen erhöht sich die Verletzungsträchtigkeit beim Umgang mit Artgenossen. Viele Pferde sehen sich wegen ihrer eisenbewehrten Füße zur Einzelhaft verurteilt. (Quelle: Deutsche Huforthopäden Gesellschaft)